Middem Öel nich spaasam sein!
Wieder mal kryptische Zahlen. 1911 entstand mit dem SAE (Society of Automotive Engineers) Klassifizierungssystem die erste Normung für Motorenöle. Damals gab es nur sogenannte Einbereichsöle, so ein Zeug gibt’s heute nur noch selten, z.B. für Rasenmäher (seitengesteuerte 4-Takter), Harleys oder auch Roller....(?)

Bevor wir wieder zu den schmierigen Bedürfnissen unserer Bastelbuden kommen, erst noch was allgemeines: die DIN 51511 unterscheidet die dynamische und die kinematische Viskositätsmessung. Bei der dynamischen Messung erfolgt die Einteilung der Öle in die Winterklassen 0W, 5W, 10W, 15W, 20W und 25W. Je kleiner die Zahl vor dem „W“, umso dünnflüssiger ist das ÖL in der Kälte. Ein 10W Öl erfüllt bei minus 20 Grad alle Anforderungen modernen Motorenentwickler, ein 5W Öl schafft das auch noch bei minus 25 Grad.
Die kinematische Viskosität ist das Verhältnis der dynamischen Viskosität zur Dichte des Öls bei einer bestimmten Temperatur..blabla. Klarer wird’s so: bei einer Prüftemperatur von 100 Grad geschieht die Einteilung der Öle in die Sommerklassen 20, 20, 40, 50 und 60. Je höher die Zahl, umso zähflüssiger ist das Öl bei 100 Grad Celsius. Ein SAE-30 Öl läuft also bei warmem Motor leichter als ein SAE-60 ÖL, welches aber bei dieser Temperatur dafür den belastbareren Schmierfilm hat.

Getriebeöl haben SAE Einteilungen von SAE 70W bis SAE 250W ( eine Art brauner Pattex).

Als Zweitakter bekommt der Smallframe oder PX-Motor sein Motoröl mit dem Kraftstoff (Gemischschmierung), also solltet ihr nicht lange rumrätseln.

Mit vollsynthetischem Öl fahrt ihr gut, ob´s von der Tanke ist oder von Castrol.
Das Vespa-Getriebeölrätsel ist ebenfalls einfach, Piaggio schreibt ein Einbereichsöl SAE-30 vor, äh, ok das ist jetzt eigentlich ein Motoröl und kein Getriebeöl, aber das ist halt so! Das Zeug gibt’s beim SIP oder in der Rollerzentrale in günstigen ½ Liter Flasche oder beim gutsortierten KFZ-Zubehörhändler wie z.B. Stahlgruber.
Die Füllmengen sind recht einfach, sowohl Smallframe als auch PX Blöcke haben unten eine Ölablaßschraube und irgendwo unterhalb der Lüfterradabdeckung die Öleinfüllschraube. Der Ölstand ist ok, wenn er bis zur Unterkante dieser Einfüllöffnung reicht - soweit die Theorie von Piaggio. In der Praxis ist das Loch so klein, daß man den Ölstand nur schwierig oder mit großer Sauerei verbunden prüfen kann. Also in der Apotheke eine 100ml Spritze besorgen und damit in den Smallframemotor etwa 220ml und in den PX-Motor 250ml Öl einfüllen - die Spritze hat nicht nur den Vorteil, daß man die Ölmenge genau abmessen kann - es entfällt auch das Gefummel mit dem Trichter zum Einfüllen, es ist sowieso nie ein passender zur Hand.

Ich empfehle, die von Hersteller angegebenen Ölsorten auch zu verwenden, ihr seid damit einfach auf der sicheren Seite. Wenn ihr andere Öle verwendet, macht das in der Regel dem Panzergetriebe der Vespa nichts aus, die im Ölbad laufende Kupplung kann sich aber als ziemliche Zicke herausstellen: bei dünnflüssigerem Öl rutscht sie ständig durch und bei zäherem Öl trennt sie aufgrund der Honigkonsistenz nicht mehr richtig und wirkt wie eine Viskokupplung - man steht dann an der Ampel und der Roller will mit gezogener Kupplung trotzdem los - auf Dauer etwas nervig.



Zum Bild: links das Lieblingsgetränk meines Rasenmähers mit der Viskosität 30, in der Mitte das von diversen Shops angebotene SAE-30 Öl (gibt’s beim SIP oder auch bei der Rollerzentrale für lau) und rechts ein Versuch von mir - Castrol Hightechsuppe für die Abteilung CBR 900 Fireblöd mit der Viskosität SAE 70 -140. Damit habe ich einen tollen Effekt erzielt - das Getriebe schaltete sich plötzlich wie Butter und ohne Krachen, dafür hat die Kupplung nicht mehr sauber getrennt - siehe oben. Seitdem schütte ich überall das rein, was reingehört und habe keine Probleme.

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